Leseprobe: Rechtlos - 4
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Die Tür lag hinter ihm. Eine weitere Person kam herein. Es war Narit-Scha. Er fühlte es, noch bevor er sie sah.
Sofort gab der Stiefel seinen Fuß frei. »Narit-Scha«, sagte die Frau, die ihn gerade noch gequält hatte, ehrerbietig. Sie und die andere Frau verbeugten sich und schauten respektvoll, geradezu unterwürfig, in Richtung Tür.
Seine Nackenhaare stellten sich auf und sein Atem stockte, als Narit-Scha sich ihm mit deutlich hörbarem und scharfem Schritt näherte. Als er den Kopf umdrehte, sah er, dass trotz ihrer schnellen und dynamischen Bewegungen keinerlei Hast von ihr ausging. Bei jedem Schritt war sie genau dort, wo sie sein wollte.
Direkt vor ihm blieb sie stehen. Sie hatte bei ihrem Eintritt gesehen, dass eine der Frauen ihren Absatz auf seinen Fuß gestellt hatte. Jetzt fiel ihr Blick auf die malträtierte Stelle. Sie sah die Hautabschürfung dort. Ihre Miene verdunkelte sich.
Er gehörte ihr. Niemand hatte das Recht, ihn ohne ihren Befehl zu beschädigen. Wie ein Eishauch fegte ihr Blick über die beiden Frauen. Mit einer einzigen zornigen Handbewegung wies sie sie aus dem Raum.
Die Frauen erkannten ihren Zorn und verbeugten sich noch tiefer als beim ersten Mal. Sie eilten aus dem Raum, wissend, dass ihr Vergehen eine harte Strafe nach sich ziehen würde. Ihre Gesichter waren kreidebleich.
Nachdem sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, war Richard alleine mit Narit-Scha. Ihr Anblick weckte unangenehme Erinnerungen, die ihn den Schmerz in seinem Fuß vergessen ließen. Obwohl er in keinster Weise hätte fliehen oder sich verteidigen können, wenn sie etwas gegen ihn unternommen hätte, beobachteten seine Augen misstrauisch jede ihrer Bewegungen.
Sie sagte nichts, aber ihre Anwesenheit hätte auch nicht bedrohlicher sein können, wenn sie laut geschrien hätte. Es genügte einfach, dass sie hier war und jede Einzelheit und jede seiner Regungen wahrnahm.
Mit ihrem Eintreten war die Luft im Raum erkaltet und doch schien die Ausstrahlung ihres Körpers ihn zu verbrennen. Ihre Nähe setzte ihm mehr zu als die Misshandlungen der Frauen eben. Ihm brach der Schweiß aus, er zitterte.
Eine unheilvolle Stille lag im Raum. Das Blut rauschte laut in seinen Ohren, trotzdem hörte er Narit-Scha ruhig und so gleichmäßig wie ein Metronom ein- und ausatmen. Er bemühte sich, das Hämmern seines Herzens und seine Atmung zu kontrollieren, um seine Angst vor ihr zu verbergen.
Ihr Blick kroch über seine Haut und durchdrang alle ihre Schichten. Es war, als sehe sie auf den Grund seiner Seele, dabei war er sich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal mehr sicher, ob überhaupt noch etwas von ihr übrig war.
Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen ging sie in nervtötender Langsamkeit in einem weiten Kreis um ihn herum. Nichts war zu hören, außer ihren gleichmäßigen Schritten, von denen jeder Einzelne wie ein Messer in seine zum Zerreißen gespannten Nerven schnitt.
Er wollte sie nicht reizen. Während seine Augen starr auf den Boden vor ihm geheftet waren, verfolgten seine Ohren jede ihrer Bewegungen. Aus den Augenwinkeln nahm er ihre Haltung wahr, die so unbeugsam war, als wäre ihr Rückgrat aus Stahl gegossen. Wäre das enervierende Geräusch ihrer Schritte nicht gewesen, hätte man eine Feder fallen hören können. Es war, als zöge sie seine letzte verbliebene Energie wie ein schwarzes Loch in sich hinein und als würde er mit jeder Sekunde schrumpfen. Der Geschmack der Angst lag faulig auf seiner Zunge.
Sie blieb dicht vor ihm stehen und sah ihn an. Es gelang ihm, die Augen zu heben und ihr ins Antlitz zu sehen. Sie hielt seinen Blick fest. Ihre Augen entzündeten eine Eiswüste in ihm. Dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht: Narit-Scha wollte in unterwerfen. Aber sie wollte mehr als nur seinen Körper. Sie wollte auch seinen Geist und seine Seele.
Er bemühte sich, ihrem Blick trotz seiner Angst standzuhalten. Zu seinem eigenen Erstaunen gelang es ihm.
Narit-Scha trat einen Schritt zurück, wie um ihn besser im Auge zu haben. Trotzdem spürte er immer noch ihren Blick wie Eiswasser auf seiner Haut. Sie wollte ihn und würde seine Inbesitznahme unabwendbar herbeiführen.
Der winzige Rest seines Widerstandes hatte sich fast vollständig verflüchtigt. Die Versuchung, sich dieser Frau vollkommen zu ergeben, war geradezu übermächtig. Doch mit einem Mal wurden seine fast schon zusammengebrochenen Kräfte gestärkt, so als hätte sie ihm eine Dosis Adrenalin verabreicht und sie zu neuem Leben erweckt.
Er erkannte in ihren Augen, dass auch sie das jähe Anwachsen seines Widerstandes bemerkt hatte. Ihre Enttäuschung über seine Halsstarrigkeit schien sich jedoch in Grenzen zu halten. Vielleicht hatte sie genau das erwartet oder sogar bezweckt. Sie war niemand, der seine Zeit mit etwas Überflüssigem vergeudet. Ihr Hiersein zeugte davon, dass es ihr wichtig war, was er tat und was mit ihm geschah. In ihren Augen las er, dass dieses Interesse nicht nur reine Pflichterfüllung war. In seinem Hirn entstand die wahnsinnige Gewissheit, dass sie Anteil an seiner Person nahm. Dieses Interesse musste der Schwachpunkt in ihren Plänen sein und der Grund, warum er von den anderen Frauen nicht noch mehr misshandelt wurde.
»Du warst widerspenstig, Mann.«
Er hätte ihre dunkle Stimme und den Akzent sofort wiedererkannt, auch wenn es stockdunkel gewesen wäre.
***
Ihre Augen glitten über ihn. Diesmal war er am ganzen Körper rasiert und die Haare auf seinem Kopf hatten eine angemessene Länge. Sie fand, sein Anblick war jetzt erträglich.
Er hing an den Drähten wie ein Stück Wild, das man erlegt hatte und jetzt ausweiden wollte. Sein Gesicht war von Angst gezeichnet. Seine Haut war bleich und mit Angstschweiß überzogen. Das war gut. Sie legte eine Hand auf seine Flanke. Er zuckte unter ihrer Berührung zusammen. Das war sehr gut. Als sie prüfend über seinem Rücken und dann entlang seiner Wirbelsäule nach oben fuhr, spürte sie seine kräftigen Muskeln, die sich wie bei einem zum Sprung bereiten Tier anspannten. Das gefiel ihr. Sie ging um ihn herum und inspizierte seine Vorderseite.
***
Da war nichts mehr außer ihrer Hand, die tastend über seine Brust, seinen Bauch und seine Oberschenkel fuhr, als begutachte sie ihn auf einem Viehmarkt. Eine Gänsehaut lief ihm über den Nacken und die Arme. In ihm tobte ein Sturm aus Angst, Empörung und dem verstörenden Wunsch, sich ihrer Macht zu unterwerfen.
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